Taekwon-Do Geschichte

Als General Choi Hong Hi das Taekwon-Do entwickelte, stellte er an die neue Kampfkunst hohe moralische und philosophische Anforderungen. Als Soldat erkannte er schnell, dass der Kampf der beste ist, welcher sich vermeiden lässt. So wurde der Endzweck des Taekwon-Do dahingehend definiert, den Kampf auszurotten.

Um zu verstehen was zunächst so paradox klingt, muss man unter dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung Koreas sehen. In der Geschichte Koreas, und natürlich nicht nur dort, wurden stets die Schwächeren durch die Stärkeren unterdrückt. Will man diese Unterdrückung vermeiden, so muss der Schwächere durch eine Kraft gestärkt werden, die zumindest den Stärkeren in seinen Handlungen einschränkt. Beim Taekwon-Do wird diese Kraft auf das Ziel ausgerichtet, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Moral, Weisheit und Glauben auszubilden. Dies soll mit dazu beitragen, eine bessere und vor allem friedlichere Welt zu erschaffen.

In den letzten Jahren konnte man eine Verrohung der Gesellschaft beobachten, die einen Verlust der Moral in allen Schichten der Gesellschaft erkennen lässt, insbesondere unter jungen Menschen. Anstatt ihre enormen Potenziale in konstruktive Kanäle zu lenken, schlagen sie in blinder Wut um sich, zerstören anstatt aufzubauen, laufen einfach davon, indem sie sich durch Drogen in eine Phantasiewelt flüchten und sich somit isolieren. Gründe hierfür liefern Psychologen und Psychoanalytiker.

Psychologen und Psychoanalytiker führen an, dass ein Gefühl der Enttäuschung und damit verbunden mit fehlenden Zielen zu einer Ernüchterung einer Bevölkerungsgruppe geführt haben. Diese in die irre geleiteten Menschen leben in einer Welt, die sie für trügerisch, materialistisch, und absurd halten und in der Kriege, Rassenhass und Dekadenz vorherrschen. Sie suchen eigentlich nach Werten, die für sie einen Sinn ergeben.

Beobachtet man die Welt um sich herum, könnte man tatsächlich glauben, man lebt in einer Welt in der Korruption vorherrscht. Das ist in einer modernen Zivilisation allein mit dem täglichen Kampf ums Überleben nicht mehr erklärbar, sondern resultiert vielmehr daher, dass unsere sogenannte „zivilisierte“ Welt sich übermäßig entwickelt hat, zu materialistisch und zu wissenschaftsorientiert geworden ist. Während ersteres junge Menschen in einen ausgeprägten Egoismus und Materialismus führt, erfüllt letzteres viele Menschen mit Furcht, obgleich die Wissenschaft viel Gutes für die Menschheit bringt.

Es stellt sich dabei zwangsläufig die Frage, auf welchen Wegen Abhilfe möglich ist. Ein Weg von vielen wäre es sicherlich die Entwicklung der moralischen Kultur zu Fördern. Hiermit ist gemeint, dass der Mensch sich als Herr der Schöpfung verstehen und fühlen muss. Dieses Bewusstsein muss ausreichend stark entwickelt sein, um ihm Dominanz über die Entwicklung der materiellen und wissenschaftlichen Aspekte der Zivilisation zu verleihen, oder es ihm wenigstens gestatten mit ihr Schritt zu halten, kurz um: Das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl müssen gefördert werden.

Taekwon-Do als Kampfkunst zielt hierbei nicht nur auf eine bestimmte Denkweise ab, sondern es ist vielmehr ein Lebensstil. Taekwon-Do ist darauf ausgerichtet, ein Moralgefühl zu vermitteln und den Sinn für Gerechtigkeit zu schärfen. Es ist eines der besten Mittel zur Entstehung und Verbesserung von Gefühlen und Wahrnehmungen, sowie psychologischer Eigenschaften, die es jüngeren Menschen unabhängig von Alter, gesellschaftlicher Stellung und Geschlecht gestatten, die an sie gestellten gesellschaftlichen Anforderungen zu erfüllen und aktiv mitzugestalten.

Taekwon-Do erreicht diese Ziele, weil im Gegensatz zu vielen anderen Kampfsportarten jede Technik für einen bestimmten Zweck unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten entwickelt worden ist. Somit ist jede zum Taekwon-Do gehörende Technik stets erklärbar und somit leicht nachvollziehbar. Ein guter Lehrer kann deshalb auch einem neuen Schüler schnell ein Erfolgsgefühl vermitteln. Durch das Wiederholen von Techniken erlernt man Geduld und Entschlossenheit, um jede Schwierigkeit zu überwinden. Die enorme Stärke, zu dessen der eigene Körper fähig ist, führt zu einem Gefühl, dass man jedem Gegner zu jeder Zeit an jedem beliebigen Ort entgegentreten kann. Durch den Freikampf erlernt man Bescheidenheit, Mut, Aufmerksamkeit sowie Präzision, Anpassungsfähigkeit und Selbst-beherrschung. Die Übungsfiguren (Tuls) vermitteln Flexibilität, Anmut, Gleichgewicht und Koordination. Die Grundübungen sollen die Präzision fördern und zum tieferen Verständnis der jeweiligen Methoden und Grundsätze führen. Somit wirkt sich das Taekwon-Do Training günstig auf jede bewusste und unbewusste Handlung eines Schülers aus.

Für die irrgeleiteten, Unsicheren und physisch Schwachen kann Taekwon-Do unter Führung eines guten Lehrers zu einer Lebenshilfe werden. Ein Schüler der diese Kunst lieben lernt wird bald erkennen, dass er nur dann Ausgezeichnetes zu leisten imstande ist, wenn sich der Körper in einer erstklassigen Form befindet. Daher wird er es vermeiden, sein Training in irgendeiner Weise zu gefährden. Unter der strengen, freiwilligen Selbstdisziplin wird der Geist der Gemeinsamkeit und des gegenseitigen Ansehens gefördert.

Abgesehen davon besteht bei vielen Menschen der Wunsch anerkannt und geführt zu werden. Diese Menschen sind vor allem daran interessiert, mit einer Gruppe oder einer Führungspersönlichkeit zusammenzugehen. Der Schüler, welcher seine Übungen ernst nimmt, wird ohne Schwierigkeiten von Gleichberechtigten und Vorgesetzten anerkannt. Der Einfluss der Lehrer und der höheren Gürtelgrade, sofern diese intelligent, gepflegt, höflich, bescheiden, selbstbewusst, klug und verständnisvoll sind, üben eine bestmögliche Beeinflussung auf den Schüler aus.

In der spartanischen und gleichzeitig kameradschaftlichen Trainingsatmosphäre, die zum Taekwon-Do gehört, lernt man sich in den Übungsstunden zu verständigen, so dass Vorurteile von Rassenunterschieden ganz natürlich von selbst verschwinden. Somit hilft Taekwon-Do das Zusammen-spiel verschiedener Rassen zu fördern und baut die oftmals unglückseligen Missverständnisse ab, die häufig zwischen den Menschen bestehen.

Die Kunst des Taekwon-Do ist es das Durchhaltevermögen und die Konzentrationsfähigkeit zu schulen. Der Freikampf und das üben der Tuls helfen Stress abzubauen und Druck, der durch stundenlanges und hartes und langweiliges Studieren entsteht, abzubauen. Somit führt jede Trainingsstunde dazu, den Schüler aufnahmefähiger zu machen, den Verstand zu entspannen und dadurch seine Konzentration zu erhöhen.

Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene neigen nach stundenlangem Sitzen in Klassenzimmern, Vorlesungsräumen oder Arbeitsräumen dazu lethargisch und unkonzentriert zu werden. Der Taekwon-Do'in lernt in Pausen seinen Verstand zu entspannen und somit Hilfe zur Selbsthilfe zu erfahren. Mit neuer Kraft und Konzentration kann er dann jedes Hindernis aus dem Wege räumen.

Nach längerem Training erfährt der Schüler dann einen tiefen Respekt für diese Kunst und ihre Möglichkeiten, er fördert somit seine Sensibilität und sein Vorstellungsvermögen. Der Schüler lernt, wie er seine Reserven bei minimalem Verlust an Energie konzentrieren kann indem er diese Grundsätze bei einem Angriff auf ein bestimmtes Ziel anwendet.

Eine jede Generation hat ihre eigenen und selbstständigen Weltanschauungen, die zu einer für diese Generation typischen Philosophie und Moralkultur führt. Das Taekwon-Do möchte gleichzeitig die negativen Züge die dabei zwangsläufig entstehen, ausmerzen helfen. Dies ist der eigentliche Zweck dieser Kunst!